Die Wirbelsäule kann komplett versteifen und schmerzhafte Schübe gehören zum Krankheitsbild. Es gilt, für Betroffene eine sinnvolle Therapie zu entwickeln.
Grundsätzlich ist eine ambulante fachärztliche Betreuung durch einen Rheumatologen angezeigt. Wichtig ist, dass der Arzt seinen Patienten den Nutzen und die Risiken aller Therapien erklärt. Um die eigenen Erwartungen und Befürchtungen auf eine konkrete Basis zu stellen, ist zudem die Teilnahme an einer krankheitsspezifischen Patientenschulung hilfreich. Realistische Erwartungen an die Therapie führen zu einer besseren Einhaltung der Therapieempfehlungen und so auch zu einem besseren Ergebnis.
Der Arzt wird zunächst den Patienten mit einem entzündungshemmenden nicht steroidalen Antirheumatikum (NSAR) medikamentös behandeln. Sollte sich keine positive Wirkung einstellen oder die Nebenwirkungen zu groß werden, bietet sich eine Behandlung mit sogenannten Biologika an. Unverzichtbar zur medikamentösen Behandlung ist eine lebenslange Bewegungstherapie, unter fachlicher Anleitung als Einzel- oder Gruppengymnastik. Die Übungen zum Erhalt der aufrechten Haltung und zur Schmerzreduktion sollten dann auch im Alltag zu Hause konsequent umgesetzt werden.
Morbus Bechterew bedeutet kein Sportverbot.
Positiv wäre, wenn jeder Betroffene selbst aktiv wird, um ein Einsteifen seiner Gelenke zu verhindern. Nordic Walking, Schwimmen und Radfahren sind besonders gut geeignet. Patienten-Selbsthilfegruppen der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew e. V. (DVMB) organisieren bundesweit eigene Sportangebote. Patienten unterschiedlichen Alters bieten hier Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und geben den nötigen Input zur Alltagsbewältigung.
Neben den klassischen Therapieverfahren bieten sich auch alternative Heilverfahren an, die begleitend und unterstützend zum Einsatz kommen. Wärme wird bei Rheuma in vielen Formen angewandt. Sie fördert die Durchblutung und mildert so die Schmerzen. Bei stationären Heilbehandlungen wird die Wärme in Form von Thermal- oder warmen Moorbädern eingesetzt. Auch Kälte ist bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen hilfreich. Sie wirkt entzündungs- und schmerzlindernd. Eine Ganzkörpertherapie ist in Kältekammern vieler Rheumakliniken möglich. In einigen Kurorten gibt es Behandlungen mit dem radioaktiven Edelgas Radon, dem viele Morbus-Bechterew-Patienten eine Besserung verdanken.
Die Strahlenbelastung ist gegenüber der heilenden Wirkung vernachlässigbar. Operationen gehören nicht zur Standardbehandlung des Morbus Bechterew. Die schlimmste Behinderung, die eine ankylosierende Spondylitis verursachen kann, ist die Versteifung des Rückens in gekrümmter, vornübergeneigter Stellung (Kyphose). Eine Aufrichtungsoperation kann dann die letzte Rettung sein.
Auch wenn die Ernährung für ein gesundes Leben eine sehr große Rolle spielt, ist mit alleiniger Ernährungsumstellung eine Spondylitis ankylosans nicht behandelbar. Morbus Bechterew bedeutet kein Sportverbot. Im Gegenteil, gerade für Patienten mit Morbus Bechterew ist es wichtig, körperlich aktiv zu bleiben! Sport ist die beste Möglichkeit, die Kondition zu steigern, den Kreislauf zu stabilisieren und die Atemkapazität zu verbessern. Welche Sportarten besonders geeignet sind, hängt vom Stadium der Erkrankung ab. Vermieden werden sollten starke Erschütterungen, einseitige Belastungen und Sportarten mit hohem Verletzungsrisiko.
Selbst ist der Patient
Was Morbus-Bechterew-Patienten im Alltag tun können.
Im Auto
Aufgepasst besonders auf langen Fahrten! Zur Not mit Kissen und Kopfstützen nachhelfen, so dass ein gerades Sitzen möglich ist. Vielfahrer können mit speziellen Spiegeln ihr Blickfeld erweitern, ohne sich viel umdrehen zu müssen.
Das Bett
Zu empfehlen ist härter zu schlafen als gewohnt, das Ziel ist schlicht und einfach, möglichst gerade zu liegen. Ein Brett unter der Matratze hilft, auf keinen Fall große Kissen, die die Brustwirbelsäule krümmen.
Sport
Gerade Patienten mit Morbus Bechterew sollten unbedingt körperlich aktiv bleiben. Sport steigert die Kondition, stabilisiert den Kreislauf und verbessert die Atemkapazität. Zu empfehlen sind vor allem Sportarten wie Schwimmen und Skilanglauf, die ohne große Erschütterungen alle Muskeln und Gelenke beanspruchen.
Kleidung und Schuhe
Auf Zeichen hören und reagieren: Rollkragenpullover oder Schal für Zugempfindliche, Gürtel statt Hosenträger, um die Schultern zu entlasten, Schuhe mit dicken elastischen Absätzen, die Stöße beim Gehen abfedern und große Schritte ermöglichen, die zum Erhalt der Hüftgelenkstreckung unerlässlich sind.
Der Arbeitsplatz
Ideal sind Tätigkeiten in trockenen Räumen ohne Zugluft, die abwechselnd Sitzen, Stehen und Gehen erlauben. Sich in der Mittagspause 15 Minuten flach auf den Boden legen hilft der Wirbelsäule, sich zu entspannen und auszurichten.
Die Sitzhaltung
Gut ist alles, was beim Geradesitzen hilft: schräge Tischplatten, verstellbare Pultaufsätze, Stühle mit fester und ebener Sitzfläche, keilförmige Kissen, im Zweifelsfall auch die richtige Brille.