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    Wege aus dem Kopfschmerz

    Foto: YUCALORA via Shutterstock.com

    Sowohl in der Akutbehandlung als auch in der vorbeugenden Behandlung von Kopfschmerzerkrankungen, insbesondere der Migräne, gibt es Entwicklungen, die mit einer Verbesserung der Therapie für die Patienten einhergehen.

    Priv.-Doz. Dr. med. Charly Gaul

    Generalsekretär und Pressesprecher der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) c/o Kopfschmerzzentrum-Frankfurt

    Neben den Schmerzmitteln (z. B. Ibuprofen) sind in Deutschland sieben verschiedene Triptane (Migränemittel) zum Einsatz in der akuten Migräneattacke gegen den Schmerz und die Begleitsymptome wie die Übelkeit zugelassen. Mittlerweile sind drei von ihnen (Almotriptan, Naratriptan, Sumatriptan 50 mg) auch ohne Rezept in der Apotheke erhältlich. Die Akuttherapie kann verbessert werden, wenn auch die unterschiedlichen Darreichungsformen ausgeschöpft werden. Triptan-Nasenspray und die subkutane Injektion eines Triptans stehen vor allem dann zur Verfügung, wenn die Attacken mit schwerer Übelkeit und Erbrechen einhergehen oder besonders stark sind. Auch für unerwartete heftige Attacken aus dem Nachtschlaf stellt dies eine gute Option dar. In diesen Situationen besteht eine Überlegenheit gegenüber der Einnahme von Triptan in Form von Tabletten.

    Im Laufe des Jahres wird eine neue Medikamentengruppe auch in Deutschland auf den Markt kommen: die Gepante, deren erster Vertreter Rimegepant bereits eine europäische Zulassung erhalten hat. Diese Substanz kann sowohl im akuten Migräneanfall als auch bei regelmäßiger Einnahme als Prophylaktikum zur Vorbeugung von Migräneanfällen eingesetzt werden.

    In den letzten vier Jahren wurden bereits drei monoklonale Antikörper in Deutschland eingeführt, die sich gegen einen wichtigen Botenstoff in der Entstehung des Migräneanfalls, das Calcitonin Gene-Related Peptid (CGRP), richten. Fremanezumab und Galcanezumab richten sich dabei direkt gegen CGRP, Erenumab gegen den CGRP-Rezeptor. Alle drei Substanzen haben eine gute Wirksamkeit und gute Verträglichkeit in klinischen Studien gezeigt. Die Zulassung wurde mittlerweile auch für einen vierten Antikörper erteilt, der sich gegen CGRP richtet. Eptinezumab wird noch im Laufe des Jahres in Deutschland auf dem Markt eingeführt, es wird als Infusion im Abstand von drei Monaten verabreicht und zeigt in klinischen Studien ebenfalls eine gute migräneprophylaktische Wirkung. Diese Antikörper sind dadurch gekennzeichnet, dass ihre Wirkung rasch einsetzt. Die Kostenübernahme durch die Krankenkasse erfolgt dann, wenn Standardmedikamente zur Migräneprophylaxe (z. B. Betablocker) bereits vorher erfolglos oder mit Nebenwirkungen zum Einsatz kamen. International und auch in Deutschland werden weitere klinische Studien durchgeführt, die auch künftig eine Verbesserung der Behandlung erwarten lassen.

    Im Laufe des Jahres wird eine neue Medikamentengruppe auch in Deutschland auf den Markt kommen.

    Die neue Leitlinie der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) zum Übergebrauch von Schmerzmitteln und Triptan verdeutlicht nochmals, dass eine prophylaktische Behandlung einen hohen Stellenwert hat. Denn wer zu häufig Schmerz- oder Migränemittel einnimmt, kann dadurch die Häufigkeit seiner Migräne paradoxerweise erhöhen. Es entsteht ein Kopfschmerz durch Medikamentenübergebrauch. Neben der medikamentösen Therapie sind Entspannungsverfahren, regelmäßige körperliche Aktivität und ein gutes Management des Alltagsstresses wichtige Faktoren, die ohne Medikamente helfen können, die Kopschmerzhäufigkeit zu reduzieren.

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