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    Wir Frauen gegen den Krebs

    Foto: Andrei_R via Shutterstock.com

    Nachdem bei Nicole H. Brustkrebs diagnostiziert wurde, hatte sie große Angst vor einer Chemotherapie. Ein diagnostischer Test half ihr bei der Entscheidung für die bestmögliche Behandlung. 

    Wissen Sie noch, wie Sie sich bei der Diagnose Brustkrebs gefühlt haben?

    Daran erinnere ich mich sehr gut. Die Diagnose war der negative Höhepunkt eines ohnehin schon schlimmen Jahres. Ich hatte mich zuvor mit COVID-19 infiziert und erlebte einen überaus schweren Verlauf. Es hat Monate gedauert, bis ich mich einigermaßen erholt hatte. Die Konzentrationsschwächen und die Erschöpfung haben mir schwer zugesetzt. 

    Gerade als ich nach einer längeren Pause wieder ins Berufsleben einsteigen wollte, entdeckte meine Frauenärztin im Rahmen einer Routineuntersuchung etwas Auffälliges in meiner Brust.

    War sofort klar, dass es sich um Brustkrebs handelte?

    Nach einer kurzen Abklärung stand das Ergebnis fest. Anscheinend habe ich mit dem Zeitpunkt der Diagnose großes Glück gehabt. Drei Monate zuvor hätte man den Krebs wahrscheinlich noch nicht feststellen können, drei Monate später wäre es vielleicht schon zu spät gewesen. Die Ärzte mussten es mir aber nachsehen, dass ich mich damals nicht wirklich über diese Information freuen konnte. Ich war einfach wahnsinnig frustriert und hatte große Angst.

    Vor der Krankheit?

    Vor der Krankheit, aber auch vor der Behandlung – besonders vor der Chemotherapie. Durch meine Corona-Erkrankung war mein Immunsystem ziemlich am Boden. Ich war mir sicher, eine mögliche Chemotherapie mit all ihren Nebenwirkungen nicht überstehen zu können. Ich konnte ja nicht einmal zu Hause aufräumen, ohne mich danach ausruhen zu müssen. 

    Wie sind Sie mit dieser Angst umgegangen?

    Mein Umfeld hat mich unglaublich unterstützt. Eine gute Freundin hat mich zu jedem Arzttermin begleitet und mein Mann hat mir in unserem Alltag sehr viele Aufgaben abgenommen. Die Angst vor einer Chemotherapie war trotzdem sehr präsent. Als dann klar wurde, dass ich keine Chemo benötigen würde, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen.

    Vielen Patientinnen hilft eine Chemotherapie. Was hat Sie in Ihrer Entscheidung bestätigt, auf diese Therapie zu verzichten?

    In meinem Fall waren die Ärzte zuerst nicht sicher, ob mir eine Chemotherapie helfen kann. Deswegen haben sie mir einen Test vorgeschlagen: den Oncotype DX Breast Recurrence Score® Test.
    Ich hatte hormonsensiblen Brustkrebs ohne Lymphknotenbefall. Mein Arzt berichtete mir von einer großen Studie, in der festgestellt wurde, dass bei der Mehrheit der Frauen mit dieser Krebsart eine Chemotherapie keinen zusätzlichen Nutzen für die Behandlung bewirkt.1 Er erklärte mir, dass wir nach dem Test wüssten, ob ich eine Chemotherapie benötige oder darauf verzichten kann. Der Test wird von der Krankenkasse erstattet. Ich habe sofort zugestimmt, den Oncotype DX® Test zu machen. Mit dem Ergebnis war dann klar: Ich brauche keine Chemotherapie.

    Wie blicken Sie heute auf diese Zeit zurück?

    Ich war vor allem überrascht, dass Brustkrebs in unserer Gesellschaft noch immer ein Tabu zu sein scheint. Ich bin offen mit meiner Erkrankung umgegangen. Plötzlich erzählten mir Freundinnen, dass sie ebenfalls schon einmal an Brustkrebs erkrankt waren und sich damals nicht getraut hatten, mit jemandem darüber zu sprechen. Ich finde es normal, wenn eine solche Erkrankung Angst auslöst. Mir hat es geholfen, über meine Ängste zu sprechen und Hilfe anzunehmen. 


    1) Sparano et al.; NEJM 2018.

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